Wir waren alle mal jung. Als Microsoft damals 1994, also vor ziemlich genau 20 Jahren das „Natural Keyboard“ auf den Markt brachte, fragte man sich, was soll das? Geteilte Tastatur? Spätestens da zeigte sich, dass das Adlerauge-Einfinger-Tippsystem was man sich in den Jahren davor angewöhnt hatte nur bedingt optimal war. Wenn man dem 10-Finger-Tippsystem mächtig war, brachte die geteilte Tastatur tatsächlich Vorteile. Dann tippt man nämlich ausschließlich mit je einer Hand auf je einer Seite der Tastatur. Durch die gewinkelte Anordnung muss man die Hände nicht unnatürlich abgewinkelt halten. Knaller. Damals gab es lustige Programme die das 10-Finger-Tippen erlernen lassen sollten. Ich persönlich hab das bis zur Hälfte gelernt und der Rest ist irgendwie intuitiv dazu gekommen.
Später kamen Laptops und der Tastenhub ist nicht mehr gefühlt 4cm, sondern flache Tasten in flachen Tastaturen sind praktisch überall zu finden. Die Krümelfalle® die seinerzeit den Mac beilag ist Geschichte. Es gibt nur mehr die kleine Bluetooth-Tastatur oder man kauft sich die große Version mit Ziffernblock. In der Windowswelt gibt es hunderte Tastaturen mit und ohne Hub. Spektakulärer Gipfel der Evolution ist sicher das TouchTypeCover-Keyboard was man zum Surface dazu kaufen kann. Das hat gar keinen Hub mehr. Schreibt sich ungewöhnlich, aber überraschender Weise nicht total schlecht. Im täglichen Einsatz wünscht man sich bald die Sondertasten Bild-auf/ab und so weiter. Diese sind bei den kleinen, an Laptop-Tastaturen orientierten Tastaturen per FN-Taste irgendwie immer dabei, aber nicht wirklich toll. Man bricht also auf und besucht den lokalen Elektromarkt seines Vertrauen um Tastaturen zu sichten. Es gab viele, aber keine wollte gefallen. Ein wenig im Amazon gestöbert und es tat sich das Microsoft Sculpt Ergonomic Desktop Ding auf. Schon auf den Bilder ziemlich ungewöhnlich, aber laut Marketingversprechen das, was man haben wollen würde.
In der Realität noch ungewöhnlicher als auf dem Bild! Recht groß, ein extra Ziffernblock und eine ziemlich hohe Maus. Nun gut. Es gibt einen Mini-Empfänger, der für alle 3 Geräte geht. Witzige Details lassen auf hohe Verarbeitungsqualität hoffen. So sind die Klappen hinter denen Batterien und Schalter stecken alle magnetisch. Hält super, lässt sich einfach öffnen. Braucht man selten, aber witzig. Die Tastatur hat einen, ebenfalls magnetisch haftenden „Ständer“. Der lässt die Tatstatur vorn sehr hoch erscheinen. Das alles schaut am Schreibtisch ziemlich komisch aus. Aber, wenn man sich davor hockt und los schreibt zeigt sich, das ganze System ist gut durchdachte und funktioniert überraschend gut. Die Maus, so groß und hoch wie sie ist, liegt super in der Hand und lässt sich lange ohne Krampf bedienen. Der Knaller ist die Tatstatur mit Ständer! Man kann die Hände sehr natürlich auf der weichen Ablage ablegen und die Finger hängen vorn praktisch über den Tasten. Einzig die sonderbar große Taste „N“ ist irgendwie problematisch zu bedienen. Sonst tippt man einfach los und wundert sich, wie gut das geht.
Es scheint, Microsoft ist hier eine Neuauflage des Natural Keyboards von vor 20 Jahren gelungen und das Produkt wirkt ausgereift und hält was es verspricht. Wie das alles auf längere Sicht funktioniert, wird man allerdings nach längerer Benutzung sagen können. Für mich derzeit mal klar: Eine Tastatur mit kurzem Hub, alle Sondertasten am Start und den für mich nutzlosen Ziffernblock kann man weglegen. Maus statt Touchpad mit 2 Zusatztasten funktioniert überraschend gut. Der Microsoft Sculpt Ergonomic Desktop ist eine Empfehlung für den Windows-Nutzer, der ab und zu doch mal mehr Text produzieren muss.
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