Man hört so viel! Letztes Jahr war das ARPAgeddon über uns, als die IPv4 Adressen zu Ende waren. Kommt mir vor wie das Waldsterben damals, die Welt steht noch. Man bekommt noch IPv4 Adressen. Und der Wald lebt ja auch noch. Im Zuge der Verknappung der Adressen ist immer mal wieder die Rede von IPv6 womit man direkt allen Molekülen auf der Welt eine eigene IP-Adresse geben kann. Selbstredend kann man sich diese aber nicht mehr merken. Dafür kann man sich theoretisch mit ssh auf der eigenen Butterstulle am Frühstückstisch einloggen.
Aus einer Laune heraus brauchte ich eine IPv6 Adresse. Man will ja später mal sagen, man war vorn dabei. Ich forschte also kurz, wie das gehen kann. Hinweise und Tipps brachten mich auf die richtige Spur. Am Ende war ich sogar etwas enttäuscht, weil es alles so einfach war. Hier will ich kurz beschreiben, wie man vorgehen sollte, wenn man sich mal IPv6 beschaffen will.
Zuerst checkt man mal, ob einem der Kabel- oder Telefonanbieter nicht ohnehin schon eine solche Adresse gegeben hat. Kabel-Deutschland zum Beispiel tut das schon für ausgewählte Kunden. Man klickt mal hier drauf: http://www.wieistmeineip.de/ipv6test/ und schaut sich das Ergebnis an. Im Moment der Erfassung dieses grandiosen Beitrages stand da: IP4 alles gut. Kein IP6 zu erkennen. Möglich wäre, da steht schon IP6, nur ist es im Router nicht aktiviert. Könnte sein, obgleich unwahrscheinlich. Nun geht also an die Suche eines Tunnelbrokers, der die IPv6 Adresse bereit stellt und von sich aus über IPv4 Adressen diese zum Kunden routet. So ein v6 ist ja kein echter Tunnel oder ein eigenes Internet, es sind nur andere Adressen. Es funktioniert also vereinfacht gesagt, indem der Tunnelbroker die Päckchen mittels v4-Adressen an einen IPv6 Router zu Hause routet. Dieser kommt dann wieder klar. Ein wenig wie in der frühindustriellen Zeit, als große Güterbahnwagen auf Schmallspurwagen geladen und zum Bestimmungsort gebracht wurden. Wie das aussieht, kann man hier sehen. Aber so in etwa schaut es wohl aus, wenn ein IPv6 Päckchen auf einer IPv4 Leitung daher kommt. Bekannt für solche Tunnels ist Hurricane Electric. Die haben sich passender Weiser auch die Domain „tunnelbroker.net“ gesichert. Dort kann man sich kostenfrei registrieren. Klickt man gleich auf einen neuen Tunnel und schon bekommt man ein IPv6 Netz mit einem /64 Prefix. Also 18 Trillionen IP-Adressen für all die Geräte zu Hause. Ich hab gleich ein /48 genommen, das sind 1200 Trilliarden Adressen. Man weiß ja nie…
Zack, hat man den Tunnel, geht man her und trägt die Daten dazu in den Router ein. Ist auch nicht schwer:
Diese Daten wirft HE aus, die trägt man dann so in den Router:
Speichern und fertig. Und hier genau war es mir unheimlich, dass das so einfach gehen sollte. Ich machte den Test erneut und sehet! ich hatte eine IPv6 Adresse:
So einfach ist aber auch nur, wenn man eine fixe Adresse hat, oder eine fast-fixe wie bei Kabel Deutschland. Hier wird die v6 Adresse fest an die v4 Adresse geheftet und daher funktioniert es „so einfach“. Wie das mit dynamischen Adressen funktioniert, finde ich ein andermal heraus. Jetzt schalte ich es mal wieder aus, denn erstens ist es mir unheimlich, dass jedes Gerät in meinem Haushalt (inkl. der Butterstulle vom Frühstück) eine IP aus dem Internet bekommen hat und zweitens funktionieren alle üblichen DNS-Netflix-Dienste nicht mehr. Wohl weil der GeoIP-Check dort auch für v6 funktioniert und ich meinem /64 noch keine GeoLocation gab. Da muss ich experimentieren. Am Ende kann ich ja einen Gateway in US nutzen und total ohne solche Dienste leben? Oder so.
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