Eine Zoomlinse zum Anbauen an das Smartphone? Eine Besprechung der DSC-QX10 SmartShot Digitalkamera. Eine persönliche Einschätzung, kein Testbericht, da ist das Internet voll davon…
Als Freund digitaler Bilder bin ich immer gern bereit, neue Dinge zu probieren. Von einer länglichen Reihe kleiner, digitaler Kompaktkameras trug es mich mal zu einer DSLR und am Ende zu den Spiegellosen Systemkameras. Eine Situation ergibt sich meist spontan, und genau dann hat man keinen Rucksack mit 42 Objektiven und 3 Helfer für die Beleuchtung mit. Meist hat man genau nur ein Handy mit Fotofunktion. Die wird immer besser, aber von der einfachsten Kompaktknipse ist es immer noch meilenweit entfernt. Möglich, das liegt am fehlendem Zoom. Der alte Elektronik-Riese, bekannt durch Walkman und andere Geschichten, dient dieser Tage als Hersteller meines Schlaufons. Das Sony Xperia Z, damals, also vor 6 Monaten, der Knaller und das beste Smartphone® der Welt, heute schon angestaubt und vom Z1 überholt, und all die anderen Hersteller haben auf- und überholt. Fotos aus dem Teil sind okay. Die Idee, nun eine Art Linse zum Aufstecken oder Anbauen ans Telefon klingt nun mal recht spannend. Es gibt 2 Modell, das QX10 und das QX100. Das erste hat einen 10fach Zoom und eher so normale technische Daten. Das QX100 hat einen relativ großen Sensor, eine 1.8/f Blende und ein edles Glas als Linse. Die Preise sind 200 und 430 Euros. Das QX10 könnte für den aufgerufenen Preis durchaus eine Überlegung wert sein dachte ich mir.
Die teurere Sony DSC-QX100 SmartShot Digitalkamera leistet zweifelsohne mehr, aber um den Preis ist man schon in anderen Bereichen unterwegs. Also mal bestellt und ausgepackt. Die Verpackung schaut aus wie ein Stapel CD-Rohlinge von früher. Im Innern die Kamera, eine Handschlaufe und ein USB-Kabel. Die Kamera ist relativ klein und kompakt. Es gibt eine Platte, diese hat einen Bajonett-Anschluss, an dem man die Kamera fest einrasten kann. Hinten ist eine Art Klemme, diese dient dazu, das Ganze an das Mobiltelefon fest zu klemmen. Funktioniert auch alles prima. Fest, wackelt nicht. Top. Die Kamera hat einen kleinen Akku und einen Slot für Micro-SD-Karten. Man muss sagen, die „Kamera“ kann auch allein arbeiten. Nur eben ohne Display ein wenig sinnfrei. Die verbindet sich mit einem Direct-WiFi mit dem Telefon. Hat man NFC, dann geht das voll von allein. Sonst muss man sich mit dem von der Kamera aufgebautem WLAN verbinden. Soweit doch ein paar technische Daten. Kommen wir zum eigentlichen Thema dieses Beitrages!
Das Produkt also an das Mobile-Telefon angebaut und los gelaufen zum Drachensteigen. Wetter passte. Vorab ein wenig in der Küche gefummelt. Dabei zeigte sich schon ansatzweise, dass die Kombination aus Telefon und Kamera recht sperrig wird. Das Ganze hat Mängel in der Nutzbarkeit. Aber gut. Frohen Mutes also im Freien los getan. Der Bereich des Zooms, von 25mm im Weitwinkel bis 250mm im Tele macht Spaß. 25mm ist toll für Landschaften und im Innern von Gebäuden. Das Problem der Nutzbarkeit zeigt diese Aufnahme im Spiegel:
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Wie bitte soll man das vernünftig halten? Die Zoomwippe und der Auslösebutton sind an der Seite der Kamera. Das schaut suspekt aus und ist es auch. Das Xperia Z hat keine eigene Auslösetaste, da wird es bei der Technik zum Halten schon schwer, ein Foto zu knipsen. Das Telefon passt nicht mehr in die Tasche, dauernd an und ab klemmen will man nicht, so einfach ist es nun doch nicht. Telefon mit Halteplatte passt halbwegs in die Tasche, aber nicht wirklich lässig. Und dann muss man die Kamera woanders rein tun. Hier zeigen sich erste Zweifel am Konzept. Die Bilder an sich sind ordentlich. Im hellen Sonnenlicht auch nicht so die große Kunst.
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Alles schick, definitiv besser als das Handy hier Bilder machen würde. Vor allem der Zoom rockt. Den 10fach Faktor sieht man am Parken-Verboten-Schild. Das kann keine Telefonkamera. Die Stabilisierung arbeitet ordentlich, gerade bei 250mm nötig. Ein Vorteil der ganzen Sache, vielleicht der am Ende einzige Grund, das Gerät behalten zu wollen: Die Kamera arbeitet in einiger Entfernung vom Telefon auch noch. Das ermöglicht einige nette Spielereien. Eines davon sind Selbstportraits. Man kann die Kamera auf ein kleines Stativ schrauben und mit dem Telefon aus der Entfernung auslösen. Ein Stativ braucht man evtl. gar nicht, die Kamera ist nicht rund, sie steht auch allein auf ebenen Untergründen. Man kann das Teil auch an einem Einbein in die Luft heben und Bilder aus 3m Höhe machen. Das ist auch cool. Jeder mit einem Klapp-Display an der Kamera weiß, das ist ein Top-Feature. Die komplette Trennung von Kamera und Display geht einen Schritt weiter.
[singlepic id=2345 w=320 h=240 float=left] Also, das Ganze lässt sich einigermaßen schwer bedienen, macht aber sehr viel bessere Bilder als das Telefon und hat einige nette Möglichkeiten durch die Trennung von Kamera und Display. Der Preis ist hoch, aber nicht unerschwinglich und sinkt sicher noch. Was ist also das Problem? Die Software! Sony gibt eine App dazu, die zur Steuerung der Kamera dient und auch die einzige Möglichkeit ist, das Display-Bild zu sehen. Diese Software hat praktisch keine Einstellungen. Man kann den Modus der Kamera ändern, es gibt Automatisch und SupiTollAutomatisch und Programm-Mode. Man kann keine Parameter der Kamera ändern, nicht mal ISO oder Blende oder sonst was. Es gibt eine Zoom-Wippe und die App empfängt die Bilder. Man kann doch Dinge einstellen, eines davon ist wichtig. Die Dauer der Bildansicht. Ewig, 2s oder gar nicht. Bei ewig kommt man nur mit der Zurück-Taste bzw. dem Button zurück zur Live-Ansicht, das ist unbenutzbar. Gar keine Ansicht des Bildes macht wenig Sinn. Also 2s. Damit kann man leben. Man kann die Kamera also über die Wippe an der Linse oder in der App zoomen und mit dem Knopf da auslösen oder eben mit dem Knopf an der Linse. An der Linse macht Sinn, der kennt Focus-Speichern. Nur weder die Wippe noch den Button an der Hardware kann man vernünftig erreichen. Bedienbarkeit wird nicht besser von der App ohne Einstellungen… Der eigentlich Punkt aber ist, die Übertragung des Bildes hängt ab und zu, manchmal sogar sehr lange. Außerdem ist das Bild ein wenig Verzögert. Das Übertragen der auf 2 Megapixel skalierten Vorschau des Bildes dauert recht lange. Diese Punkte werden auch nicht von alternativer Software, die möglich ist, da es eine API gibt, behoben werden können. Insgesamt vermittelt das durchaus wertige Produkt nicht den Eindruck, als könnte man damit glücklich werden. Schade, das Konzept geht nicht auf für mich. Aber es gibt ein Aber!
In jedem Beitrag über die Anbau-Linse steht, es wäre die Technik der Sony DSC-WX200
ohne Display. Ein wenig Forschung im Internet ergab, das scheint zu stimmen. Die WX200 kostet derzeit 13€ mehr als die QX10. Sie hat die Größe einer Kreditkarte! Also 9x5cm und ist 2cm dick. Das ist winzig. Aber sie hat ein Display, einen Blitz und eine Focus-Hilfsleuchte. Dazu Millionen Software-Features. Die gleiche 10fach Zoom-Linse und den gleichen Sensor und den gleichen Prozessor. Das kleine Ding wiegt 120g. Vom reinen Volumen will ich mal sagen, nimmt sich das nicht viel. Eigenes Display, und Blitz macht aber viel mehr Sinn. Man meint, es fehlen die Features die man durch Trennung des Displays von der Linse hatte. Aber nein! Die kleine WX200 hat auch die gleichen Direct-WiFi-Features! Man kann also all das auch haben, wenn man will. Die gleiche App kann die Kamera steuern, die lässt ich genau so auf einem Stock 3m über den Kopf heben oder was auch immer man als Vorteil der Nur-Linse ausgemacht hatte. Ich laufe die Tage mal in den Elektronik-Markt und schaue mir das an! Derweil kommt es mir so vor, als könnte man all die Vorteile ohne die Nachteile haben.
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